Tag 2,5
Am Sonntag angekommen und am Dienstag tut er so, als wäre er schon immer da, alles ganz selbstverständlich. Ich tue aber auch so und das passt dann offensichtlich.
Wie Ina schon schrieb, waren wir gestern bereits zusammen im Büro und der kurze Fußweg dorthin mitten durch die Stadt verlief schon weitestgehend stressfrei. Aber heute wurde alles noch viel besser und neue Meilensteinchen am Rande des Lebensweges passiert.
Durch die Haustür läuft er nun "freiwillg" selbst hinaus und insbesondere herein. Im Haus hatte er heute erstmals eine Etage treppab selbsständig geschafft und eben nach der Nachtrunde alle Treppen nach oben bravourös allein gemeistert.
Erstmals hat er aus der Hand gefressen. Es musste der Leerdamer sein, aber immerhin, nun weiß er, dass das geht und hat das Prinzip begriffen.
Auf dem Sofa liegt er nicht mehr immer auf Distanz, hat sich heute an mich herangewanstet und später immer wieder direkt neben mir gelegen, Körperkontakt ist nun erwünscht.
Wenn es rausgehen soll, ich mir die Schuhe zubinde, kommt er herangelaufen und möchte auch angezogen werden.
An den Schulkindern, die ihn gestern noch in mittelstarke Panik versetzten, ist er heute tapfer vorbei gelaufen. Ab und an mal anhalten und schauen, was das für Ungeheuer sind, aber gut gemeistert.
Und wir haben uns heute mit Freunden zum Spaziergang durch den Wörlitzer Park getroffen. Im Auto saß Fiete auf meinem Schoß und hat auch diese Hürde sehr gut genommen. Auf dem Hinweg wurde er nach einiger Zeit unruhig, die Rückfahrt dann schon völlig relaxt - vielleicht war er nach dem langen Spaziergang auch etwas zu müde, um den Puls noch einmal hochzutreiben, wer weiß.
Der Spaziergang selbst war absolut entspannt. Fiete orientiert sich unbeirrbar an der Gruppe - auch sehr an anderen Hunden, heute war die gute Penny sein Leuchtturm. Er läuft völlig unbekümmert mit erhobener Rute immer und immer mit, als ob er das seine ersten fünf Jahre auch schon getan hätte. Meistens die Nase am Boden wie es sich für einen Beagle gehört. Aber immer auch schauen, ob die Penny oder die Zweibeiner nicht zu weit zurückbleiben oder voraus sind. Ein Traum von Hund, na ja, ein Normalo halt. Wir waren allerdings im Park auch praktisch völlig unter uns, Ablenkungen durch Dritte, Geräusche, oder irgendwie potentiell Erschreckendes gab es nicht. Hin und wieder ein anderer Parkbesucher, selbst mit NordicWalking-Stöcken haben ihn jedenfalls nicht gestört. Im Wörlitzer Park gab es auch einige kleine Brücken - auch wackelnde Schwimmbrücken - sowie immer mal wieder Natursteintreppen die Deiche hoch und runter zu überwinden, alles in völliger Selbstverständlichkeit gemeistert. Was sollte man auch sonst tun, als eine Treppe hoch oder runter zu laufen, wenn das alle tun.
Auch eben, als wir die Nachtrunde in der (zu der Zeit sehr ruhigen) Stadt gegangen sind, war es so, als würde er das schon immer tun, oder für mich, als wäre ich früher mit meinen Hunden unterwegs. Er war zwar an der Leine, aber sonst kein Unterschied. Er trabt freudig mit, mal hier, mal da geschnüffelt, aber kein Ziehen an der Leine, jeder Richtungswechsel wird registriert und mitgemacht. Die Leine hängt locker, oder liegt halb auf seinem Rücken. Tippel, tippel, tippel, immer nahe bei einem und das Schwänzchen wedelt. Wer einen Problemhund retten will, sollte sich woanders umschauen.
Und weil alles so schön langweilig normal ist, muss der kleine Mann auch mit Stubenreinheit glänzen. Zumindest bis jetzt hat er seine Geschäfte ausschließlich im Freien verrichtet.
Dass es überhaupt keine Probleme mit anderen Hunden gibt, hatte ich vielleicht schon nach dem ersten Tag erwähnt. Er selbst ist absolut verträglich, aber auch alle anderen haben mit ihm kein Problem. Ob Mädchen oder Junge aus der Nachbarschaft oder unterwegs, egal. Selbst Penny, die sonst jede/n im ersten Moment erstmal anblaffen muss, hat überhaupt keinen Muchs gemacht und ihn ohne Anschauen als unbedenklich erklärt.
Ich weiß, das klingt alles wie unlautere Werbung und nicht wie seriöse Verbraucherberatung. Ist - zumindest hier bei mir - aber so.
Ein paar Fotos reicht Ina ja vielleicht freundlicherweise wieder nach. Wir freuen uns auf den nächsten Tag, wobei ich noch nicht weiß, ob es etwas "Neues" und noch Berichtenswertes geben wird - der Lütte ist ja eigentlich "fertig" fürs zweite Leben.