snoopyinaachen schrieb: Ein stark Übergewichtiger Hund einer Familie die noch einen möchte würde bei mir ehrlich gesagt dazu führen, dass die Familie erst einen 2. bekommt, wenn sie die Probleme des 1. ernst nehmen. Sprich: der Hund normalgewicht hat.
Wie seht ihr das? Spielt so was bei der Vermittlung eine Rolle?

Ja, das spielt bei uns eine Rolle!

Wir weisen die Interessenten ganz ausdrücklich daraufhin. Und wir behalten uns auch vor, notfalls nur einen Pflegevertrag zu geben. Deshalb halten wir ja auch dem System der Vor- und Nachkontrollen fest, weil wir für die Hunde das Beste wollen. Und DICKSEIN ist nun mal nicht das Beste.

Häufig ist es auch Unerfahrenheit oder Unsicherheit der Halter, die bei den Hunden die Pölsterchen verursacht. Ich habe festgestellt, dass Interessenten (auch wenn sie schon Hunde hatten) aufmerksam und interessiert bei Futterfragen sind und immer dankbar für Tipps. Man muss es halt ansprechen. Allerdings habe ich auch bei den Gassigängen festgestellt, dass Halter sofort dichtgemacht haben, wenn auch nur der Hauch einer Andeutung, dass ihr Hund vielleicht oder ganz eventuell unter Umständen zu dick sein könnte, sofort dicht machen und jede Menge Ausreden parat haben.

Ja gut, dann hier mal eine Stimme von der "anderen Seite". Als Winston vor vier Jahren zu uns kam, war er ein ziemlich trauriger Klops von 22 kg. Wie und über welchen Zeitraum das Gewicht zustande kam, kann ich nur mutmaßen ... aber: wer gerne viel frisst und sich wenig bewegt, sieht wohl irgendwann so aus.

Das Abnehmen war mühsam. Auf der einen Seite war er im Haus nur mit Futter aus der Ecke zu kriegen (wörtlich), so dass für den Napf nur eine Alibimenge Fleisch und reichlich Gemüse übrig waren, auf der anderen Seite war (und ist) er nicht der aktivste Hund. Ich bin viel und lange mit ihm gelaufen, draußen hat er sich viel wohler gefühlt als im Haus. Aber er war immer im energiesparenden Trippeltrab unterwegs. Rennen, toben? Fehlanzeige. Dementsprechend langsam ging das Gewicht runter.

Ich bin in der ersten Zeit ein paar Mal auf sein Gewicht angesprochen worden und obwohl ich wahrheitsgemäß sagen konnte: „Sie haben Recht und der Hund ist bereits auf Diät", war ich doch ein bisschen angefressen. Dabei fand ich es sogar gut, dass sich Leute Gedanken um den Hund machen. Aber Kopf und Bauch sind dann doch ein Stück auseinander. Das war MEIN Winston – der tollste Beagle der Welt, der gerade dabei war, mutig sein Schneckenhaus zu verlassen. Da ist das Gewicht doch Nebensache! Also, es ist mir schon schwergefallen, solche Bemerkungen nicht persönlich zu nehmen. Vor allem, wenn die Leute ihn nicht kannten.

Als in seinem zweiten Winter richtig schön Schnee lag, kam der Moppel vor lauter Begeisterung plötzlich in Bewegung und die Pfunde purzelten. Im Sommer ging es wieder langsamer usw. Wir sind die ganze Zeit dran geblieben und letzten Monat stand die Waage bei 17,8 kg. Als Entlassungsgewicht sind 17 kg überliefert. Ein zarter Faun ist er nicht unbedingt. Er hat immer noch breite Schultern, aber die Wampe und der dicke Hintern sind weg und die Taille ist auch zu sehen. So soll es bleiben – und darauf müssen wir achten. Futter wird immer abgewogen, viel Gemüse, wenig Kohlenhydrate. Wenn es mehr außer der Reihe gibt, gibt's entsprechend weniger im Napf.

Bei Chouka ist das alles viel einfacher. Der hält seine 27 kg mehr oder weniger konstant. Wenn er rundlich wird, gibt's ein bisschen weniger, wenn er dünn wird, ist es meistens Zeit zu entwurmen. Und ruck-zuck ist er wieder der Alte. Chouka bewegt sich viel mehr als Winston und das dürfte wohl ein wesentlicher Grund dafür sein, dass er nie Figurprobleme hatte.

Petite ist wieder anders. Bei Stress nimmt sie ab und man kann erstmal zusehen, wie man die Talfahrt stoppt. Wenn man den Zeitpunkt verpasst, die Portionen wieder zu verkleinern, nimmt sie zu. Ist ja klar. Die Futtermittelallergie und die damit verbundenen Einschränkungen bzw. "Experimente" haben waren da nicht unbedingt hilfreich. Im letzten Sommer war sie für ihre Verhältnisse ziemlich rundlich, aber nach ein paar Monaten war das Gewicht wieder im Lot. So richtig toll in Form ist sie aber erst, seit unser Zaun endlich fertig ist und sie auf dem Grundstück laufen kann wie und soviel sie mag. Durch die zusätzliche Bewegung hat sich ihre Figur im Ganzen verändert – und die Verspannungen sind auch endlich weg.

Ich hab mal in alten Bildern gekramt. Verglichen mit früher sieht Winston jetzt doch ziemlich schlank aus – und viel vergnügter









Und Madame Petite als Skinny Minny ...


... als Molly Malone ...


... und genau richtig


Wie man es anstellt, den Halter eines übergewichtigen Hundes auf dem richtigen Fuß zu erwischen, kann ich auch nicht sagen. Aber es auch nicht immer ganz so einfach, das Gewicht zu reduzieren - wie gesagt: drei Hunde, drei verschiedene Typen. Nach meiner Erfahrung ist Bewegung das A und O – und wenn ein Anfang gemacht ist, geht es immer leichter. Denn wer nicht mehr ganz so viel wiegt, bewegt sich auch lieber.

Richtig! Nina, Du hast ja wenigstens das Problembewußtsein, das leider vielen Hundehaltern abgeht. Und das müssen die armen Hunde dann ausbaden.

snoopyinaachen schrieb: ...der Beagle von dem ich spreche sollte vielleicht 18kg haben und wiegt 30. Er nimmt ja bereits starke Schmerzmittel wegen HD und Bandscheibenvorfall. Und wenn man sieht wie er läuft dann tut einem das einfach nur in der Seele weh.
Die Besitzer sagen immer, ja sonst wird er ja nicht satt. Aber gibts satt überhaupt? Luna könnte immer fressen und würde ich ihr so viel geben wie sie will wäre sie bestimmt auch bei 30 kg.

Der arme Hund. Da fragt man sich ja schon, ob es so etwas wie "Fütterungsstörungen" gibt - mit ähnlich verzerrter Wahrnehmung des (Hunde)körpers wie bei einem Menschen mit Essstörung. Letztes Jahr lief bei hundkatzemaus eine kleine Serie, wo übergewichtige Hunde abnehmen sollten bzw. die Menschen lernen, wie sie das hinkriegen. Geboten wurde schwer wissenschaftliche Ernährungsberatung mit Rationsberechnung und allem Pipapo, sowie Vorschläge, wie man mit Spiel und Spaß für mehr Bewegung sorgt. Da war eine Familie dabei, die hat das absolut nicht hingekriegt. Das war ein Springerspaniel und der hatte optisch schon nichts mehr gemeinsam mit den Springerspanieln, die ich so kenne. Der arme Kerl war richtig fett und dadurch auch in der Beweglichkeit und Ausdauer beeinträchtigt, das hat man schon bei den kurzen Einspielern gesehen. Dabei war er noch jung und hatte auch Lust, sich zu bewegen. Jedenfalls hatten die Halter anscheinend eine innere Sperre gegen die Ernährungsvorschläge (die übrigens auch liebe Gewohnheiten zugelassen haben - wie z. B. der Gute-Nacht-Keks, halt nur in kleiner). Der Hund hat sogar noch zugenommen - angeblich mit den Diätrationen. Zu den Leuten ist nichts durchgedrungen und die Ernährungsspezialisten hatte ziemlich Mühe, die Fassung zu wahren. (O-Ton: Von Luft nimmt keiner zu!) Dann wurde der Hund krank und "musste" nicht mehr mitmachen. Dabei hatte sich die Familie doch freiwillig angemeldet, um den Hund abzuspecken. Und konnten trotzdem nichts annehmen. Wahnsinn.

"Satt" kennt der Beagle an sich nicht, würde ich sagen. Was reingeht, geht rein. Unsere könnten auch immer noch Nachschlag vertragen und nochmal und nochmal ... Das ist die Verantwortung des Halters. Aber wenn dann auch noch falsche Mengenangaben auf den Dosen stehen ... Kuckt mal, das ist aus dem aktuellen Test bei Stiftung Warentest:

Links die tatsächlich benötigte Menge, rechts die Herstellerempfehlung. Krass!

Hier der Link zur Testseite (das Bild ist aus dem kleinen Film): Klick mich

Da das Thema ein Dauerbrenner ist( schaut Euch nur mal um), hole ich es noch malauch aus gegebenem Anlass hoch.

Hunde, die aus dem Labor kommen, haben normalerweise das richtige Gewicht. Wenn sie wir Hungerhaken aussehen sollten, liegt das nicht an Untergewicht, sondern eher daran, dass sie zu wenig Muskeln haben. Nach der Eingewöhnungsphase, wenn sie ausreichend Bewegung haben können, bauen sich auch die Muskeln auf, und dann sieht das Klappergerüst bei fast gleichem Gewicht überhaupt nicht mehr wie ein Hungermodell aus, sondern wie ein durchtrainierter idealgewichtiger Beagle, der überall Erstaunen und Bewunderung hervorruft, weil er eben nicht als wandelndes Fass durch die Gegend laufen muss. Also bloss nicht dem Labori gleich nach dem Einzug ein bischen was auf die Rippen füttern. Und laßt Euch auch nicht von dem innigen Blick täuschen. Satt kriegt Ihr Euern Beagle nach seiner Einschätzung sowieso niemals. Er dankt Euch Eure Zurückhaltung mit Lebensfreude und Agilität.