Wenn Frauchen sich mit Hundehaltern unterhält, fällt häufig der Satz: „Murphy ist halt anders!“
Ehrlich gesagt, verstehe ich das nicht ganz. Selbstverständlich bin ich anders als der Husky von Frau Meier oder der Pudel von Herrn Huber.
Was bitteschön ist daran nicht in Ordnung?
O.K. – nach dem Rassestandard des VDH bin ich für einen Beagle zu klein.
So gesehen fällt Frauchen aber mit mir durchs Raster. Sie ist etwas größer als der deutsche Durchschnitt und hinkt in der Kategorie Körbchengröße deutlich hinterher.
Das nur nebenbei.
Nicht ins Schema zu passen, empfinde ich als Privileg. Individualität ist das, was uns ausmacht, und erst die Klaviatur der unterschiedlichen Nuancen ergibt im Zusammenspiel ein Kunstwerk: unsere Gesellschaft.
Milliarden kleiner Mosaiksteinchen in den unterschiedlichsten Farben, Formen und Größen.
Manche Menschen vertreten jedoch die Ansicht, dass bestimmte Teilchen nicht ins Bild passen. Weil sie anders aussehen, sprechen oder leben. Einem anderen Kulturkreis angehören. Für mich hat da der Spaß a Loch!
Denn niemand kann sich aussuchen, wo und unter welchen Umständen er geboren wird. Ich bin das beste Beispiel dafür! Ob jemand klein oder groß ist, hell oder dunkel, dick oder dünn, jung oder alt, ist uns Hunden völlig egal. Für uns zählt allein die soziale Kompetenz.
Ich gebe euch ein Beispiel: Aus unerklärlichen Gründen grusele ich mich vor einem großen schwarzen Hund. Für dieses Gefühl kann ich nichts. Ich käme aber nie auf die Idee, diesen schwarzen Hund deshalb grundlos anzugehen. Ergo laufe ich einen Bogen und beschwichtige. Dasselbe tut dieser Hund. Er reagiert adäquat auf meine Unsicherheit und trägt damit maßgeblich zur Deeskalation bei. Sozialkompetenz auf höchstem Niveau.
Das ist der Kern: Es ist nicht schlimm, Angst zu haben. Sie gehört zum Leben dazu. Schlimm ist jedoch, sie vorsätzlich anzuheizen und zu verbreiten. Und auf andere zu projizieren. Auf Menschen anderer Kultur, Religion oder Hautfarbe.
Wie passt es zusammen, Börek, Couscous oder Chop Suey zu lieben, aber den Koch zu verachten? Oder mit leuchtenden Augen die Schönheit ferner Länder zu bestaunen, aber für die Einwohner nur verächtliche Blicke übrig zu haben? Menschen an der Größe ihres Herzens zu messen, ungeachtet ihres Glaubens oder ihrer Herkunft, ist der Schlüssel zu einer friedlichen Welt.
Einer Welt, nach der wir uns alle so sehr sehnen.
Euer Murphy